„Ich denke“, sagte ich, die Methoden meines Freundes anwendend, „dass Dr. Mortimer ein erfolgreicher, älterer Mediziner ist – und hoch angesehen, da ihm ganz offenbar jene, welche ihn kennen, Anerkennung entgegen bringen.“ [HOUN]
In der zweiten Spezialfolge zu Joseph Bell gehen wir auf die Bekanntschaft des Mediziners mit Arthur Conan Doyle ein. Wir untersuchen, wie die beiden sich während der Studienzeit Conan Doyles kennen lernten und hören Details aus dem Arbeitsalltag als Bells Assistent.
Erstmalig geht es bei uns auch um „Sherlock Holmes“, Conan Doyles bekannteste literarische Figur. Ihr erster Auftritt liegt im Jahr 1877 zwar noch weit in der Zukunft, aber mit Bells Auftreten und seinen Methoden wird der Grundstein bereits gelegt. Im Kontext dessen folgen wir Bell bei seiner ersten bekannt gewordenen Kriminalermittlung an der Seite seines Kollegen Dr. Littlejohn. Außerdem versuchen wir uns an einer Darstellung des Phänomen „Sherlock Holmes“ aus der Sicht Bells und aus der Sicht von Mrs. Jessie Saxby, die Bell gut gekannt hatte.
Das Titelbild zeigt das in 1877 gerade frisch umgezogene Universitätskrankenhaus von Edinburgh: das Royal Infirmary. Hier unterrichtete Joseph Bell seine Studenten in der berühmt gewordenen Weise.
Download: Dr. Doyle & Mr. Holmes – Folge 05: Joseph Bell, Arthur Conan Doyle und Sherlock Holmes
Genutzte Quellen
Ely M. Liebow – Dr. Joe Bell: Model for Sherlock Holmes
Jessie M. E. Saxby – Joseph Bell: An Appreciation by an old Friend
Alan Mackaill / Dawn Kemp – Conan Doyle & Joseph Bell: The Real Sherlock Holmes
Owen Dudley Edwards – The Quest for Sherlock Holmes
Daniel Stashower – Sir Arthur Conan Doyle: Das Leben des Vaters von Sherlock Holmes
Andrew Lycett – Conan Doyle: The Man who created Sherlock Holmes
Brian W. Pugh – A Chronology of the Life of Sir Arthur Conan Doyle (erweiterte Ausgabe)
Arthur Conan Doyle – Memories and Adventures
Alex Werner (Hrsg.) – Sherlock Holmes: The Man Who Never Lived And Will Never Die
The Arthur Conan Doyle Encyclopedia
Arthur Conan Doyle – Eine Studie in Scharlachrot (Übersetzt von Gisbert Haefs, Haffmans Verlag, 1984). Heute liegen die Rechte der Haffmans-Übersetzung bei Suhrkamp / Insel
Arthur Conan Doyle – Der griechische Dolmetscher (in: Die Memoiren des Sherlock Holmes, S. 207 – 229. Übersetzt von Nikolaus Stingl, Haffmans Verlag, 1985). Heute liegen die Rechte der Haffmans-Übersetzung bei Suhrkamp / Insel
Shownotes
Neuigkeiten & Hinweise
Neues zur Verfilmung von Enola Holmes
- Henry Cavill soll Sherlock Holmes spielen
- UPDATE! Seit unserer Aufnahme wurde bekannt, dass auch Fiona Shaw, Sam Claflin und Susie Wokoma im Film zu sehen sein werden
Neuerscheinungen auf dem Hörspielmarkt
- Sherlock Holmes Chronicles 64 – Der Mörder von Dresden
- Die genannten Vorgängerfolgen sind Der rote Löwe und Die drei Beldonis
- Alle Hörspiele basieren auf Vorlagen des deutschen Pastiche-Autors Wolfgang Schüler
- Sherlock Holmes Chronicles 65 – Die verschwundene Braut
- Sherlock Holmes Chronicles 66 – Holmes gegen Holmes
- Limitierte Vinyledition – Verrat um Mitternacht
Neue Magazine
- The Sherlock Holmes Journal Vol. 34, No. 2 (Anmerkung: Es ist ausschließlich als Mitglied der Society beziehbar)
- Baker Street Chronicle Nr. 33
Allgemeine Hinweise
- The Unseen World of Charles Altamont Doyle (Charles Doyle’s Fairy-Land) – Ausstellung in San Marino, Kalifornien, USA
- Michael Dirda – The enduring fascination with Sherlock Holmes
- Zum Dirda-Artikel sprachen wir über die Anthologie The Rivals of Sherlock Holmes, die von Hugh Greene im Jahr 1970 als erster Band einer Reihe herausgegeben wurde. Viele Geschichten wurden im Zuge dessen als Serie verfilmt
- Artikel aus der Sunday Post: How the real-life Sherlock Holmes and Florence Nightingale joined forces to change nursing forever
- Talk about Sherlock No. 06 – Karl Krejcy-Graf and the International Sherlockians
- Hoaxilla Nr. 231 – Der Piltdown-Mensch
Das Treffen des Sherlock-Holmes-Board-Forum im Juni 2019 in Hannover
- Besucht wurden u. a. die Marienburg, die Herrenhäuser Gärten und die Festungsinsel Wilhelmstein
- Dabei war neben Ausrichter und SHM-Chefredakteur Jens Arne Klingsöhr auch Markus Stengelin von Hörspielsachen.de
- Der sherlockianische Abend samt Filmvorführung fand im Kino im Künstlerhaus statt
- Geschaut wurden diverse Kurzfilme und Der Hund von Baskerville

Ankündigung des Hannoverschen KoKi
Erwähnte Personen
Joseph „Joe“ Bell (1837 – 1911)
Bryan Charles Waller
James Syme – Schottischer Chirurg und Mentor Joe Bells
Dr. Alexander Gunn – Ein weiterer Zeuge für Joseph Bells Fähigkeiten
Edgar Allan Poe – Wichtiger Autor von Kurzgeschichten und Gedichten, der mit drei Stories um den Privatier C. Auguste Dupin das Format der „Detektivgeschichte“ maßgeblich entwarf
Queen Victoria – Bell kannte die englische Herrscherin durch zwei ihrer Besuche in Edinburgh persönlich
Mit seiner Freundin Jessie Saxby spricht Bell über John Stuart Mill, Sir Walter Scott, die Affäre um Alfred Dreyfus und Johann Wolfgang von Goethe. Er rät ihr zur Lektüre von Charles Dickens, Robert Burns und William Shakespeare
Erwähnte Orte
Edinburgh – Die schottische Hauptstadt
- Universität von Edinburgh
- Die dazugehörige Medical School
- Das Universitätskrankenhaus Royal Infirmary
Sherlock Holmes & Conan Doyle
- Mit verteilten Rollen lasen wir eine Szene aus Der griechische Dolmetscher
- Zu hören sind Sherlock Holmes (Andreas Marx) und sein Bruder Mycroft (Nils Gampert)
- Die Szene beginnt in 221B Baker Street in London, um sich dann über die Pall Mall zum Diogenes Club zu begeben
- Adrian Conan Doyle
- Zu den Methoden: Siehe unten unter „Begriffe“
- The Strand Magazine
- Erwähnt wird die erste Holmes-Anthologie Die Abenteuer des Sherlock Holmes, aus ihr die Geschichten Ein Skandal in Böhmen, Die Liga der Rothaarigen, Der blaue Karfunkel und Das gesprenkelte Band
- Die ersten beiden Romane sind Eine Studie in Scharlachrot und Das Zeichen der Vier
- The Bookman – Britisches Literaturmagazin, in welchem Conan Doyle zuerst auf Joe Bell als Vorbild für Holmes anspielte
- Der Brief, in welchem Conan Doyle die Anfrage Bells bestätigte, kann hier eingesehen werden
- Mr. Sherlock Holmes von Joseph Bell
- The Recollections of Captain Wilkie – Kurzgeschichte ACDs von 1895, auf die Joseph Bell potentiellen Einfluss hatte
- Pall Mall Gazette – Aus einem Interview mit dieser Zeitung stammt der abschließende Ausspruch Joseph Bells
Der Mordfall „Chantrelle“ (1877)
- Sir Henry Littlejohn – Schottischer Chirurg und forensischer Wissenschaftler. Als Pionier der Kriminologie arbeitete er gemeinsam mit Joe Bell als „Assistant to the British Crown“ an Kriminalfällen, u.a. in dem hier geschilderten Fall von 1877. Neben Bell gilt Littlejohn als maßgeblicher Einfluss für die Figur des „Sherlock Holmes“
- Eugene Chantrelle – Bell und Littlejohn klärten 1877 den Mord auf, welchen Chantrelle an seiner Ehefrau Elizabeth begangen hatte. Er soll als Vorbild für Robert Louis Stevensons Dr. Jekyll und Mr. Hyde gedient haben
- Dokumentation Joseph Bell – Der wahre Sherlock Holmes
Medizinische, philosophische und historische Begriffe
„Battle of the Sites“ – Harte öffentliche Debatte in Edinburgh um den optimalsten Standort der Universitätsklinik. Auf unterschiedlichen Seiten verwickelt waren Joe Bell und sein Mentor James Syme
Conan Doyle belegt im neuen Semester Pharmazie, Impfkunde und Kurse zur Geburtshilfe („Midwifery“) sowie Kriminologie („Medical Jurisprudence„). Anmerkung: Im englischen Sprachraum kennt man noch die „Criminology“
Deduktion, Induktion, Abduktion – Verschiedene Herangehensweisen, Erkenntnisse durch Schlussfolgerungen zu erlangen. In diesem Kontext sind die Namen Charles S. Peirce und Carlo Ginzburg gefallen
Schisma – Bell spricht mit Saxby über die Teilung der Kirche in Katholiken und Protestanten
Diphterie – Joe Bell steckte sich mit dieser gefährlichen Krankheit durch die Behandlung eines kleinen Mädchens an und kämpfte in der Folge mehrere Monate mit der Infektion. Sein Nervensystem wird dauerhaft geschädigt, sodass er eine Fistelstimme zurück behält und sein Leben lang humpeln sollte
Suffragetten – Frühe Frauenrechtsbewegung
Credits
Musik: Auszüge der Barcarole von Jacques Offenbach aus der Oper Hoffmanns Erzählungen. Arrangiert, gespielt und aufgenommen von Jeremine
Intro und Eingangs- bzw. Ausgangszitat: Sandra Marx
Übersetzungen: Angefertigt von Nils Gampert
Titelbild: Zeichnung des neuen Royal Infirmary im Jahr 1878, abgedruckt in James Grants Old and New Edinburgh, erschienen 1880 in London
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